Poetismus

Poetismus
Poetịsmus
 
der, -, tschechische Kunstströmung, zeitlich etwa parallel mit dem französischen Surrealismus und ihm in manchem verwandt. Der Poetismus entwickelte sich in Berührung und Austausch mit internationalen experimentellen Kunstströmungen der Zeit. - Zentrum war die Künstlergruppe »Devětsil« (Neunkraft), gegründet am 5. 10. 1920 in Prag, ein Zusammenschluss marxistisch orientierter junger Künstler, die - zumindest in den ersten Jahren - in der Nähe zum Proletkult (J. Wolker, K. Teige) standen. 1924 gab Teige ein erstes »Manifest des Poetismus« heraus. Die Jahre 1926-28 waren die ertragreichsten: Ab 1927 erschien die Zeitschrift »RED«, wurden die wichtigen Stellungnahmen und Manifeste u. a. von V. Nezval und Teige veröffentlicht, erschienen die zentralen Werke des Poetismus, v. a. von Nezval, K. Biebl, E. F. Burian, Adolf Hoffmeister (* 1902, ✝ 1973) und J. Seifert. Der Poetismus geriet bereits in den 30er-Jahren sowohl in ideologische wie auch in politische Fragen in Gegensatz zur kommunistischen Parteilinie und wurde zwischen 1950 und 1958 als Formalismus von der KP bekämpft. Erst im Prager Frühling entdeckte man für kurze Zeit wieder seine Leistung und Bedeutung.
 
 
K. Teige: Liquidierung der Kunst. Analysen, Manifeste (a. d. Tschech., 1968);
 M. Brousek: Der P. Die Lehrjahre der tschech. Avantgarde u. ihrer marxist. Kritiker (1975);
 Vladimir Müller: Der P. Das Programm u. die Hauptverfahren der tschech. literar. Avantgarde der Zwanziger Jahre (1978).

Universal-Lexikon. 2012.

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